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Pressemitteilungen
Fischerei
| 09. August 2019

Die Flussperlmuschel kämpft ums Überleben

Fischereifachberatung des Bezirks rettet Bestände aus trockenen Bächen

Das Bild zeigt einen ausgetrockneten Flusslauf. Drei Personen der Fachberatung für Fischerei bergen aus einer kleinen Wasserpfütze mit einem speziellen Trichter Flussperlmuscheln.
Mitarbeiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken bei der Bergung der Flussperlmuscheln. (Foto: Bezirk Oberfranken)

„Wir sind mitten in einem weiteren Hitzesommer. Nach 2015 und 2018 fallen viele Gewässer der Flussperlmuschel erneut trocken. Wir kämpfen dafür, dass die Muschel überlebt. Aber wenn in Zukunft die geeigneten Gewässer fehlen, haben wir keine Chance.“ Dr. Thomas Speierl, Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken, hat mit seinen Mitarbeitern alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) im Drei-Länder-Eck im Landkreis Hof zu erhalten.

Aber gegen die Trockenheit können auch das engagierte Team der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken und die weiteren beteiligten Fachbehörden, Verbände und internationalen Experten nichts tun. Einige der Perlenbäche sind in der vergangenen Hitzeperiode trockengefallen. Mit einer Umsiedlung von Muschelbeständen aus den Perlenbächen an der bayerisch-tschechischen Grenze haben die Muschelexperten in den vergangenen Wochen die letzte mögliche Maßnahme ergriffen. Nun kommt es darauf an, ob sich die Flussperlmuschel auch in dem neuen Gewässer behaupten kann.

Komplexe Fortpflanzung 

Einige Faktoren müssen gut zusammenspielen, damit die Umsiedlung erfolgreich ist: Die kalkarmen Muschelgewässer müssen eine sehr gute Wasserqualität aufweisen, die Temperaturbelastung darf nicht zu hoch sein und die Gewässerstrecken müssen sauberen, lockeren Bachkies aufweisen. Zudem müssen Wirtsfische zur Vermehrung vorhanden und die Vorkommen der natürlichen Feinde dieser Wirtsfische gering sein. „Flussperlmuschel und Bachforelle haben hohe Ansprüche an die Wasserqualität und besonders ihre frühen Entwicklungsstadien sind empfindlich gegenüber Sedimenten. Gefährdet ist die Flussperlmuschel auch durch schwindende Bestände ihres Wirtsfisches, der Bachforelle“, weiß Bezirkstagspräsident Henry Schramm um die großen Herausforderungen, die Bestände der Flussperlmuscheln zu erhalten.

Denn auch die Vermehrung der Flussperlmuschel ist sehr komplex und funktioniert in bayerischen Gewässern nur im Zusammenspiel mit der Bachforelle. Ihre winzige Frühform (Glochidien), die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind, benötigt die Bachforelle als Wirtsfisch, auf deren Kiemen die Larven etwa ein Jahr leben. Mit einer Größe von etwa einem halben Millimeter fallen die Jungmuscheln dann ab und entwickeln sich anschließend versteckt in den Kiesbetten der Gewässer. Erst im ausgewachsenen Stadium, mit nun harter Schale, kommen sie nach etwa sieben bis zehn Jahren wieder an die Oberfläche des Gewässergrundes und werden im Alter von 15 Jahren geschlechtsreif. Bei einer erfolgreichen Fortpflanzung können dann bis zu 4 Millionen Muschellarven ins Gewässer entlassen werden. An den Kiemen der Bachforelle können sich bis zu 1.000 Glochidien ansiedeln.

Drastischer Rückgang 

Um die Bachforellen-Population zu stützen, hat der Bezirk in den vergangenen drei Jahren in Abstimmung mit den tschechischen Kollegen Brutboxen mit Jungfischen der Bachforelle in den oberfränkischen Perlmuschelgewässern eingesetzt. Denn bei einer Bestandsaufnahme im Frühling dieses Jahres stellten die Experten des Bezirks einen weiteren drastischen Rückgang der Bachforelle fest: Im Jahr 2015 konnten in den ausgewählten Perlmuschelgewässern noch knapp 30 Wirtsfische auf 100 Meter Bachlauf erfasst werden, zwei Jahre später nur noch drei Wirtsfische auf der gleichen Strecke. „Der dramatische Rückgang der Bachforelle hat unserer Ansicht nach zwei Ursachen: die zunehmende Erwärmung und Austrocknung der Bäche durch die anhaltenden Hitzeperioden und die Trockenheit in den letzten Jahren sowie ein zunehmender Druck durch Fressfeinde wie den Fischotter“, vermutet Dr. Thomas Speierl. Wenn die Bachforelle fehlt, hat die Flussperlmuschel keine Chance auf Vermehrung.

Neben dem gezielten Bestandsmanagement bei der Bachforelle durch Brutboxen unterstützt der Bezirk Oberfranken auch die Nachzucht der vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel an der neu eröffneten Flussperlmuschelzuchtstation Huschermühle. Zusammen mit dem tschechischen Muschelexperten Dr. Ondrej Spisar versucht man hierzu in der Lehranstalt für Fischerei des Bezirks Oberfranken in Aufseß Bachforellen gezielt mit Muschellarven zu „infizieren“, um sie künstlich zu vermehren. Die so erhaltenen Jungmuscheln werden später gezielt in geeignete Gewässer ausgesetzt – vielleicht die letzte Chance, um die Flussperlmuschel in Oberfranken zu erhalten.

Die Flussperlmuschel

Die Flussperlmuschel ist eine der ältesten Tierarten. Sie lebt in kalten, sauberen, kalkarmen und sauerstoffreichen Bächen. Bestände von Flussperlmuscheln im Grenzgebiet Bayern/Sachsen/Tschechien sind seit dem Mittelalter bekannt. Ihre Perlen und Schalen wurden vor allem im nahe gelegenen Vogtland, aber auch in Franken und Böhmen zu Schmuck und Kunstgegenständen verarbeitet.

Die einstmals reichhaltigen Bestände der Flussperlmuschel sind durch viele Faktoren wie Verschlammung der Gewässer, Fressfeinde und schlechte Wasserqualität akut vom Aussterben bedroht. Flussperlmuscheln werden bis zu 100 Jahre alt, die derzeitigen Bestände im Drei-Länder-Eck sind etwa 70 Jahre alt.

Zum Schutz der Flussperlmuschel hat der Bezirk Oberfranken bereits vor Jahren im Dreiländereck Oberfranken-Sachsen-Tschechien Fischereirechte erworben und die von der Wasserwirtschaft durchgeführten Maßnahmen zur Abwasserreinigung unterstützt. Die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken bewirtschaftet gezielt Teiche, um weitere Sedimenteinträge in die Perlmuschelgewässer zu verhindern.

 


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