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Pressemitteilungen
Fischerei
| 08. März 2019

Heimische Fische in Bedrängnis

Kormoran sorgt in Oberfranken für Rückgang bei den Fischbeständen

Auf dem Bild sind drei Personen auf einem Boot zu sehen, das den Weißen Main bei Kulmbach entlang fährt. Zwei der Personen der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken fischen mit langen Keschern nach Fischen.
Fischereirat Dr. Thomas Speierl (links) untersucht zusammen mit seinen Mitarbeitern Isabell Schwegel und Simon Abt den Fischbestand am Weißen Main. (Foto: Christian Porsch)

Die Fischbestände am Main sind durch den Kormoran immer mehr in Bedrängnis. Rund 500 Gramm Fisch frisst ein Kormoran pro Tag, Äschen und Bachforellen werden immer mehr dezimiert. Von ihrem Hauptstandort an der Kieswäsch aus jagen die Kormorane in Gewässern im Raum Kulmbach. Inzwischen hat der Kulmbacher Fischereiverein eine ganzjährige Schonzeit für die Äsche eingerichtet, um die sehr geringen Bestände zu schützen. Bezirkstagspräsident Henry Schramm machte sich zusammen mit dem Fischereiverein Kulmbach und der Fachberatung für Fischerei vor Ort ein Bild von der Situation.

Die einheimischen Fischarten verschwinden immer weiter aus den Bächen und Flüssen Oberfrankens. Diese Nachricht, die vor Kurzem einmal mehr im Fischzustandsbericht der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft veröffentlicht wurde, ist keine Neuigkeit. Die Bedrohung der heimischen Fischwelt durch den Kormoran hat allerdings eine neue Dimension angenommen. Der Küstenvogel zieht alljährlich im Winter durch das Main- und Regnitztal und frisst auf der Durchreise rund 500 Gramm Fisch am Tag. „Problematisch ist, dass der Kormoran in den vergangenen zehn Jahren vermehrt auch bei uns heimisch geworden ist und nicht mehr bis zur Küste zieht. Zum Leidwesen unserer Fische scheint es ihm am Main zu gefallen“, leitete Bezirkstagspräsident Henry Schramm die heutige Bestandsaufnahme an der Kulmbacher Flutmulde ein.

Massive Verluste 

Im Anschluss präsentierte Dr. Thomas Speierl von der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken aktuelle Zahlen zum Fischbestand in Oberfranken. Besonders in den Wintern 2008/2009, 2011/2012 und 2016/2017 seien massive Verluste bei den einheimischen Fischarten Äsche, Nase, Barbe, Nerfling, Bachforelle und Aal zu verzeichnen gewesen. Zwischen 600 und 800 Kormorane halten den Fraßdruck an den eisfreien Fließgewässern während der Wintermonate regelmäßig hoch.

„Am massivsten sind die Auswirkungen bei der Äsche, die sich gerne im Freiwasser aufhält und kaum Deckung aufsucht. Zudem fällt ihre Laichzeit in den Spätwinter bzw. zeitigem Frühjahr, den Zeiten mit starkem Kormoranaufkommen“, erklärte Fischereirat Dr. Speierl. Der zunehmende Fraßdruck von Vogelarten (neben dem Kormoran auch Graureiher und Silberreiher) auf die Fischbestände sei ein ständiges Spannungsfeld mit dem Naturschutz. Es sei wichtig, dass das Lebensrecht der Fischarten und ihr Schutzbedürfnis als gleichwertig anerkannt werden, so der Fischexperte.

Lösung: Kormoranmanagement 

Lösung könnte ein vernünftiges Kormoranmanagement sein. Dafür wurden eigens ausgebildete ehrenamtliche Kormoranberater eingesetzt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Maßnahmen zwischen betroffenen Fischern und Teichwirten abzustimmen und im Spannungsfeld zwischen Fischerei, Naturschutz und Öffentlichkeit zu vermitteln. Seit der Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverfügung, die durch den Gesetzgeber in Bayern erlassen wurde, ist der Abschuss von Kormoranen unter strengen Auflagen im Umkreis von 200 Metern in und um Gewässern möglich. Die Bejagung darf nur von Jägern und Personen mit Jagdschein erfolgen. Aktuell gibt es in Oberfranken drei Flussgebiete, in denen eine Allgemeinverfügung zur Vergrämung des Kormorans gilt: Das Wiesenttal, der Main mit Nebengewässern sowie Aisch und der Aischgrund. Zum Schutz der traditionellen heimischen Teichwirtschaft gibt es zusätzlich eine spezielle Regelung für den oberfränkischen Aischgrund. Neu erlassen wurde zudem eine Allgemeinverfügung für die erwerbsmäßige Teichwirtschaft.

Äschen unter Schutz 

Die Kormorane treten am Main und im Kulmbacher Raum ab September, spätestens aber ab Oktober, zunehmend auf. Sie sammeln sich vorrangig an den Kiesseen und erreichen in den Wintermonaten ihr Maximum. Die Mainachse im Bereich Lichtenfels/Kulmbach ist für Kormorane besonders geeignet: viele Kiesseen und ausgedehnte Vogelschutzgebiete bieten ausreichenden Raum.

In der Kulmbacher Region ist die sog. Kieswäsche ein Hauptsammelort. Nach Schätzung des Fischereivereins Kulmbach sammeln sich dort jeweils 70 – 100 Kormorane, die auch an die Fließgewässer wie Main, Weißer Main und Roter Main, Doberbach usw. ziehen. In den bewirtschafteten Fließgewässern des Vereins sind kaum mehr Äschen anzutreffen – als Bewirtschaftungsmaßnahme wurde Äsche durch den Verein ganzjährig geschont. Der Einfluss des Kormorans ist auch bei den Bachforellenbeständen sichtbar: Die Größenklassen ab 15 cm fehlen – vorrangig kommen kleine Brutfische oder ganz große Bachforellen vor. 

Ergebnis der Befischung

Die Befischung am Weißen Main ergab ein erschreckendes Ergebnis. Der Rückgang der Äsche beträgt im Vergleich zur Befischung 2009 einen Rückgang von 90 Prozent. Die Fachforellenbestände sind um 84 Prozent, die Hasel um 75 Prozent und der Gründling um 56 Prozent zurückgegangen. Erfreulich ist der Zuwachs des Bachneuenauges und der Aitel. "Bei Äsche, aber auch Bachforelle und Hasel sind die Rückgänge als dramatisch zu bezeichnen und mit der Entwicklung im Wiesenttal vergleichbar", sagt Dr. Thomas Speierl bei der Begutachtung der Ergebnisse. Deutlich seien bei den größeren Fischen Kormoranverletzungen zu erkennen. "Wir müssen auf ein effektives Kormoranmanagement mit engagierten Kormoranberatern bauen und nicht nachlassen zu informieren und sensibilisieren. Besonders um die Äsche und auch die Bachforelle müssen wir uns weiter engagiert kümmern", so sein Fazit. 


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