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Pressemitteilungen
Kultur
| 05. August 2020

Klavierkonzert Galina

Vracheva: Im Geiste Liszts

Konzertbericht von Dr. Frank Piontek

Die Musikerin Galina Vracheva sitzt an einem Flügel. Neben ihr steht die Moderatorin Dr. Irene Suchy
Galina Vracheva wird vom 7. bis 11. September ihren 20. Meisterkurs in Haus Marteau halten. (Foto: Daniel Urech/Serge-Etienne Freytag)

Galina Vracheva, Professorin für Klavier und Konzert-Improvisation in Lugano und Salzburg, wird vom 7. bis 11. September ihren 20. Meisterkurs in Haus Marteau halten. Erst kürzlich war sie in Bayreuth am 30. Juli 2020 im Kammermusiksaal der Firma Steingraeber&Söhne unter dem Motto „Liszt, Wagner und die Lust am Fantasieren“ zu hören. Dr. Frank Piontek hat uns freundlicherweise erlaubt, seinen Bericht über das Konzert für www.deropernfreund.de zu übernehmen.

Wagner variieren? Das scheint, angesichts von Wagners eigenen ausgefuchsten Variationen, die er seinen Erinnerungsmotiven widmete, ein unmögliches Unterfangen – aber wenn eine Meisterin an einem Klavier sitzt, erledigen sich die Bedenken von selbst.

Galina Vracheva also! Die aus Bulgarien stammende, längst in der Schweiz lebende und arbeitende Musikerin und Pädagogin, kann das alles. Sie kann nicht nur – aber was heißt hier: „Nicht 'nur“? - eine ganze, 20 Minuten dauernde Sonate nach Wagnerthemen spielen, die in der Improvisation entsteht, weil ihr, wie sie sagt, die Themen nur so zufliegen. Also spielt sie ein veritables Opus: in Lisztschem Stil – einsätzig, doch nicht monothematisch; ich würde sagen: auf der Stilstufe der h-Moll-Sonate. Man könnte dieses im Nu entstehende und verfliegende Werk auch als Liszts späte Meistersinger-Sonate bezeichnen, denn der Marsch, mit dem die Oper beginnt, grundiert das Ganze: bis hin zum typisch Lisztschen, also apotheotischen Finale. Vorher aber geht’s über Stock und Stein: dem über dem Holländer-Bassgewurle entstehenden (und sogleich variierten) Marsch folgen, per exemplum, das Walküre-Vorspiel – da zuckt's diabolisch -, Lohengrins Abschied (ein Zwischensatz im langsamen und lichten piano), der berühmte Ritt (der, hätte ihn Wagner nicht unverwechselbar gestaltet, auch von Liszt, wenn auch völlig anders, komponiert worden sein könnte), der finstere Siegfried-Beginn, schließlich das C-Dur des Marschs, in summa: eine entfesselte Fantasie in Dur und Moll, vom Licht durch die Nacht zurück zum Licht.

Liszt, Wagner und Beethoven – unter dem Schutz dieses Dreigestirns stand das gesamte Konzert, das mit einer kleinen Trouvaille begann: einem kurzen wie stürmischen Prélude des Klaviermeisters aus Schweizer Privatbesitz, das bislang unveröffentlicht ist. In der Tat: nicht einmal Leslie Howard hat es auf einer seiner 98 (!) CDs der Gesamteinspielung von Liszts Klavierwerk untergebracht, in der sich viel kürzere Werkchen finden lassen. Dabei ist der entzückende Fetzen von musikgeschichtlicher Bedeutung, enthält er doch die Hammerschläge aus der sog. Dante-Sonate.

Hämmern tut Galina Vracheva ansonsten nicht. Im Gegenteil: die heftigen Kontraste, mit denen sie ihre improvisierte Paraphrase über Themen aus der Tannhäuser-Ouvertüre und dem Bacchanal versieht, kommen – am Konzertflügel, der diesmal neben dem in den Kammermusiksaal gerollten, alten „Liszt-Flügel“ steht – mit interpretatorischer Delikatesse. Die Variationen gehorchen auch nicht irgendeiner „Logik“, obwohl Vrachevas Ready-made-Kompositionen, formal betrachtet, einer romantischen Fantasie gleichen. Also wird der Choral mit den sprudelnden Katarakten der Venusbergviolinen kombiniert, die wie von Liszt, nicht wie von Wagner klingen. Tannhäuser trifft Tristan – so hören wir eine sehr pariserische Fassung der Ouvertüre… So, wie wir am Schluss noch ein längeres Impromptu im Geist des Meisters der Poesie und der Virtuosität vernehmen; er selbst liebte es ja, vor und mit seinem Publikum zu improvisieren. Der berühmteste aller Rosenkavalier-Walzer, die Welt der Ungarischen Rhapsodien und Schuberts Lindenbaumlied verschmolzen da zu einer höheren Einheit: romantisch, aufgeladen mit der Tonsprache einer gemäßigten Moderne, brillant und mitreißend.

Ihr Auftritt wurde optisch allerdings nicht vom Klaviermann, sondern, geht man vom Kostüm aus, von einer Frau bestimmt: Clara Schumann – die Liszt nicht mochte, aber, wie Liszt und Wagner, Beethoven auf Knien verehrte. Und also spielt Vracheva auch eine Improvisation über Themen der 9. Symphonie, die für Wagners Theorie des Gesamtkunstwerks und die Geschichte der Bayreuther Festspiele so wichtig war. War sonst noch was? Ach ja: die Wiener Musikwissenschaftlerin Irène Suchy plauderte sich durch den Abend, sprach über die Finanzen und die Musiker, die Rolle des Publikums, die Bayreuther Patrone und Alfred Pringsheim (der einem Antiwagnerianer einmal einen Bierkrug an den Kopf schlug), über Dieses und Jenes, also quasi alla improvisando. Es passte vortrefflich zum Programm, das die Pianistin an diesem Abend für uns erfand.


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