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Pressemitteilungen
Fischerei
| 07. August 2018

Hitzesommer: Den Fischen in Oberfranken geht die Luft aus

Starkregen wäre gefährlich für die Fische

Noch gibt es kein großes Fischsterben, aber durchaus Notabfischungen.
Wenn Gewässer trocken fallen, muss schnell gehandelt werden.

Des einen Freud, des andren Leid: Die Gewässer sind durch die wochenlange Hitze viel zu warm, vereinzelt hat es schon Fischsterben in Oberfranken gegeben. Aber auch der vorausgesagte Wetterumschwung könnte schlimme Folgen für die Fische haben. Darauf weisen die Experten der Fachberatung für Fischerei des Bezirks hin.

„Aktuell haben wir noch kein sehr großes Fischsterben, aber ich schaue mit großer Sorge auf den angekündigten Wetterumschwung am Wochenende“, sagt Viktor Schwinger, der stellvertretende Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks.

Wenn man die Gewässer betrachtet, gibt es deutliche Unterschiede zwischen Flüssen und Bächen einerseits und Teichen und Baggerseen andererseits. In den Flüssen und Bächen, wo einigermaßen gute Wasserzuläufe herrschen, können sich die Fische noch weitestgehend normal bewegen. Aber in einzelnen Bächen gibt es schon Fischsterben, weil die Oberläufe austrocknen. Das ist zum Beispiel im Kellbach bei Prächting (Landkreis Lichtenfels) der Fall.

Im Norden von Oberfranken ist die Lage etwas besser, aber dennoch ernst: Zwar ist die Saale durch den Förmitzspeicher noch einigermaßen versorgt, aber der Abfluss liegt derzeit bei 0,7 Kubikmeter pro Sekunde – im Mittel liegt der Abfluss bei 2, 75 Kubikmetern pro Sekunde (Quelle: Gewässerkundlicher Dienst Bayern).

„Für diese Hitze ist kein Fisch gemacht“

Die hochsommerlichen Temperaturen haben auf die Fische ganz unterschiedliche Auswirkungen. Warmwasserfische wie Karpfen oder Welse vertragen die Hitze und damit einen niedrigeren Sauerstoffgehalt im Wasser noch einigermaßen gut, ihre „Wohlfühltemperatur“ liegt bei Werten bis 28 Grad – und diese Höchsttemperatur ist in manchen Baggerseen in den Landkreisen Bamberg und Lichtenfels schon erreicht. Auch im Main in Kemmern (Landkreis Bamberg) wird in diesen Tagen eine Höchsttemperatur von rund  25 Grad gemessen.

Kaltwasserfische wie Bachforellen, Äschen oder Rutten brauchen Temperaturen bis 18 Grad, im Roten Main in Bayreuth wird es bei über 25 Grad für solche Fischarten eng. „Nur für Fischarten wie die Barbe, den Hasel oder den Döbel ist die Lage dort noch einigermaßen gut“, sagt Viktor Schwinger. Allgemein werden die Lebensräume für Kaltwasserfische allerdings immer weniger – das liegt an dem geringen Abfluss der Wasserchemie, der gestiegenen Temperatur und der Belastung der Gewässer.

In den Teichen und Baggerseen ist die Lage kritischer, berichtet Teichexperte Kay Kuhlen: „In den Teichanlagen ist es so, dass schon seit Wochen nicht mehr richtig gefüttert  und darauf geachtet wird, genügend Sauerstoff einzubringen. An den Baggerseen nehmen die Wasserstände ab; meist da, wo keine Anbindung an den Fluss herrscht, oder auch bei zu geringem Grundwasservorkommen. Im Gegensatz zum Fluss kann der Fisch in einem Baggersee oder Teich nicht in günstigere Zonen ausweichen. Die ersten Teiche wurden bereits notgefischt und die Fische werden umgesetzt in Teiche, die noch genügend Wasser haben. Egal, ob Ost- oder Westoberfranken, die Wasserzuläufe werden geringer.“

Sauerstoffmangel als Hauptursache

Die Hauptursache für Fischsterben ist Sauerstoffmangel. Warum nimmt der Sauerstoff in den Gewässern mit der Hitze so rapide ab? Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Zum einen wachsen durch die Sonneneinstrahlung die Algen sehr stark. Wenn es dann stark abkühlt und die Tage im Spätsommer kürzer werden (ähnliche Wirkung kann auch dicke Wolkendecke nach einer längeren Schönwetterperiode haben), sterben sie ab und brauchen im Zerfallsprozess zusätzlichen Sauerstoff. Die Fachleute sprechen von einem „Umkippen“ des Gewässers.

Zum anderen sorgt die erhöhte Wassertemperatur für einen höheren Stoffwechsel bei den Fischen. Ein unseliger Kreislauf tritt ein: Die Fische brauchen bei steigender Temperatur mehr Sauerstoff, dessen Löslichkeit im Wasser mit steigender Temperatur abnimmt, eventuell. erhöht sich die Futteraufnahme, und um ihr Futter zu verdauen, brauchen sie noch mehr Sauerstoff als sonst. Wenn der für die Verdauung fehlt, vergiften sie sich mitunter selbst.

Aber auch die Ausscheidungen der Fische an sich sorgen für Probleme, denn damit steigt der Ammoniakgehalt im Wasser – hochgiftig für die Fische. Die Giftigkeit des Ammoniaks ist wiederum direkt vom pH-Wert und Wassertemperatur abhängig. Einfach gesagt „umso heißer das Wetter, umso höher die Wassertemperatur und der pH-Wert und umso giftiger wird das Ammoniak“.

Ein zusätzliches Problem in den Fließgewässern können Wasserkraftwerke darstellen Bei den Wasserkraftanlagen, die auf Energieausbeute aus sind, wird in letzter Zeit beobachtet, dass immer mehr „Schwall gefahren“ wird. Kay Kuhlen schildert eine gar nicht so selten angewandte Praxis: „Das bedeutet Aufstauen des Wassers, das Wasser ablassen, die Energie nutzen und dann wieder aufstauen. Das ist nicht zulässig, weil das Unterwasser und damit der Fischbestand dort über längere Zeit trocken fällt. Außerdem erwärmt sich das Wasser in den Staubereichen vor Wasserkraftanlagen zusätzlich.“

Achtsam mit den Gewässern umgehen

Auch der Einzelne kann dazu beitragen, die gefährdeten Fischbestände zu schonen. Die Mitarbeiter der Fachberatung weisen darauf hin, dass es nur mit einer wasserrechtlichen Genehmigung erlaubt ist, Wasser maschinell zu entnehmen. Aber auch bei der Handschöpfung bitten sie um Zurückhaltung: „In einer solchen Hitzewelle sollte man wirklich nur seine Nutzpflanzen versorgen, der Rasen erholt sich wieder.“

Teilweise haben man schon beobachtet, dass der Pegelstand oberhalb von Ortschaften noch annehmbar sei, im Unterlauf aber nicht mehr. Mit den vielen illegalen Wasserentnahmen zum Gartengießern käme eine ganz schöne Menge Wasser zusammen, die die Fische und andere Wasserbewohner dringend bräuchten. Wer Gartenabfall in den Bach wirft, sorgt für eine zusätzliche Belastung des Gewässers – denn auch durch diesen Abbauprozess wird im Bach mehr Sauerstoff benötigt. Für die hitzegeplagten Fische sei auch der Betreib von Motorsportbooten eine zusätzliche Last. „Das macht die Fische narrisch!“, so Kuhlen.

Er bilanziert: „Wir bräuchten nach und nach mindestens 50 bis 100 Liter Regen in einer Woche, und zwar flächendeckend, nicht nur einmal in einem kleinen begrenzten Bereich, um einigermaßen wieder Wasser zu haben.“ Die Teichwirte leisten schon einen wertvollen Beitrag. Das Wasser aus den Teichen verdunstet und schafft ein günstiges Kleinklima, versickerndes Wasser aus den Teichen wird wieder zu Grundwasser.

Wetterumschwung kann zur Gefahr werden

Wer meint, ein großer Wetterumschwung mit heftigem Regen und bedecktem Himmel wäre die ersehnte Lösung, liegt zumindest bei den Stillgewässern genau falsch.

In den Baggerseen haben sich nämlich bei der heftigen Sonneneinstrahlung große Algenbestände gebildet. Wenn sich dort das Wasser abkühlt und keine Sonne da ist, sterben die Algen ab, zersetzen sich und entziehen damit dem Teich zusätzlich sehr viel Sauerstoff. „Einem solchen Sauerstoffdefizit kann man nur durch wenige Maßnahmen begegnen: indem man das Algenwachstum durch Brandkalk eindämmt und bei Bedarf die stehenden Gewässer belüftet und so zusätzlichen Sauerstoff einbringt“, erklärt der Fischerei-Ingenieur Viktor Schwinger.

Die Bedeutung des Fischartenschutzes wird in Zukunft weiter stiegen. Und es führt wohl kein Weg darum herum, dass sich die Teichwirtschaft auf Wetterextreme einstellt, so der Leiter der Fachberatung, Dr. Thomas Speierl. „Das betrifft sowohl das Wassermanagement, als auch Möglichkeiten zur Sauerstoffeinbringung. In den Bächen und Flüssen muss penibel darauf geachtet werden, dass Restwassermengen an den Fischaufstiegsanlagen eingehalten werden. Sonst liegen die Fische auf dem Trockenen.“


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