So gelingt Inklusion am ersten Arbeitsmarkt

Es ist ein Modellprojekt, das in Oberfranken Schule machen soll: Durch die Unterstützung des Bezirks Oberfranken und die Begleitung durch integra Mensch der Lebenshilfe Bamberg können Menschen mit Behinderungen leichter in reguläre, sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse gebracht werden. Vier Förderbescheide konnte Bezirkstagspräsident Henry Schramm jetzt in Stegaurach übergeben.
„Mit dem Modellprojekt möchten wir eine langfristige und nachhaltige Inklusion ermöglichen“, sagt Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Grundlage des neuen Modells ist die Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigung auf so genannten Arbeitsaußenplätzen, betreut durch integra Mensch – und der nun sanfte Übergang in den ersten Arbeitsmarkt. Seit vielen Jahren waren zum Beispiel die beiden Werkstattmitarbeiter Christian Fuchs und Donald Wohnfurter über das integra Mensch-Patenschaftsmodell der Lebenshilfe auf Außenarbeitsplätzen beim Bauhof Stegaurach tätig. Hier sind beide heute so gut integriert, dass die Gemeinde zugestimmt hat, sie in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis zu übernehmen.
Möglich wird dies durch das so genannte Budget für Arbeit, ein Förderinstrument nach § 61 des Sozialgesetzbuch IX. Das Förderinstrument gleicht behinderungsbedingte Unterstützungsbedarfe aus durch individuelle Lohnkostenzuschüsse. Das bewährte Patensystem von integra Mensch sorgt weiterhin für persönliche Unterstützung und stabile Strukturen im betrieblichen Alltag. Auch für die Arbeit der betrieblichen Paten erhalten die Arbeitgeber einen Zuschuss für die Anleitung und Begleitung des behinderten Menschen am Arbeitsplatz.
Es gibt bereits einige durch den Bezirk Oberfranken und das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) im Rahmen des Budgets für Arbeit unterstützte Beschäftigungsverhältnisse, doch die Zahl stagniert seit langem. Ziel des Modellprojektes ist es nun, einen schnelleren Übergang in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis innerhalb der für die Menschen mit Behinderung und den Betrieb bekannten Systeme zu ermöglichen. Hierfür eignet sich die Struktur von integra Mensch besonders gut, da die Werkstattbeschäftigten alle bereits auf Außenarbeitsplätzen in den Betrieben vor Ort tätig sind.
„Bei der Umsetzung des Projektes hat die Sozialverwaltung des Bezirks Oberfranken alles darangesetzt, eine möglichst unkomplizierte Bewilligung zu ermöglichen, hat juristische und finanzielle Fallstricke aus dem Weg geräumt und Verwaltungsabläufe verschlankt“, erläutert Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Und so konnte er gleich vier Bescheide übergeben. Neben den beiden Bauhofmitarbeitern erhalten auch Franziska Herold und Raed Almhimeed einen regulären Arbeitsvertrag. Franziska Herold ist bereits seit 2019 im Sekretariat der Staatlichen Berufsschule III in Bamberg tätig. Raed Almhimeed, der im Krieg in Syrien einen Arm und ein Bein verloren hat, wird am Klinikum Bamberg angestellt. Er nimmt dort am Tablet die Essenswünsche der Patientinnen und Patienten entgegen.
Durch den Übergang in die reguläre Anstellung erhalten die Mitarbeiter nun tariflichen Lohn und vor allem die Anerkennung, die ihre Arbeit verdient. Kuno Eichner, Werkstattleiter und Initiator von integra Mensch lobte die Zusammenarbeit mit der Bezirksverwaltung und den Arbeitgebern und hofft, in diesem Jahr noch weitere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Auch für die Betroffenen selbst bedeutet die Anstellung einen großen Schritt in Richtung Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Teilhabe. „Ich bin stolz, dass ich jetzt richtig dazugehöre“, sagt Christian Fuchs. „Ich verdiene mein eigenes Geld und habe tolle Kollegen.“
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