Akzentuiert, artikuliert und mit absoluter Leichtigkeit
Warum sollte „der Nussknacker“ immer nur an Weihnachten gespielt werden? Also setzte Dirigent Till Fabian Weser die Nussknacker-Suite von Peter Iljitsch Tschaikowsky kurzerhand auf das Programm der Osterkonzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken (JSO) in Naila (Karsamstag), Coburg (Ostersonntag) und Stegaurach (Ostermontag). Und weil Tschaikowsky und Anton Dvorak so gut harmonieren, gab es nach der 9. Symphonie im Jahr 2013 jetzt die 8. Symphonie. Bleibt noch Mozart, der passt immer. Diesmal mit dem 19-jährigen Robert Schina aus Bayreuth als Solisten.
Er studiert aktuell am Royal College of Music in London und ist trotz junger Jahre bereits ein überaus versierter Solist. Schina lässt die Oboe in alle denkbaren Klangwelten vordringen, er musiziert selbstsicher, vital und mit offensiver Kantabilität, mit Liebe zum Detail und feinem Klangsinn. „Das Mozart-Konzert ist eines meiner Favoriten“ bekannte Schina im Vorfeld und das hört man auch.
Gelungene Auftritte
Das Konzert dürfe man keineswegs unterschätzen, so der Solist. Bei Mozart sei allgemein eine absolute Leichtigkeit im Spielen das oberste Ziel. Dazu müsse man nicht nur technisch absolut sicher sein, sondern auch das komplette Werk analysieren, um alle Zusammenhänge und musikalischen Höhepunkte herauszuarbeiten. Dem Solisten ist dies in allen Auftritten gelungen. Er betrachtet das Konzert aus galanter Perspektive, musiziert hinsichtlich Phrasierung und Artikulation gut durchstrukturiert und nimmt immer wieder gerne das Tempo heraus, womit er einen ganz eigenen Spannungsbogen aufbaut. Das Jugendsymphonieorchester präsentiert sich dazu als gut eingespielter Begleiter, warm und intensiv im Klang. Ein wirkungsvoller Einfall des Dirigenten war es dabei, die Streicher, wie zu Mozarts Zeiten üblich, im Stehen musizieren zu lassen.
Zuvor also die Nussknacker-Suite: Tschaikowsky hatte als erster Komponist Ballettmusik sinfonisch aufgebaut. Trotzdem spielt man immer wieder gerne die Suite als eine Art „Best of“. Die einzelnen Nummern sind aber auch einfach zauberhaft, ganz egal ob der charakteristische Marsch, der „Tanz der Zuckerfee“ oder der „Blumenwalzer“, der am Ende nochmal als Zugabe erklingt, das JSO musiziert farbig und leuchtend, akzentuiert und raffiniert.
Phänomenale Detailarbeit
Bleibt noch Dvoraks vorletzte Symphonie, die Achte, ein gefühlsstarkes Stimmungsbild, nicht ganz so populär wir die Neunte, aber dennoch überaus wirkungsvoll und frei im Spiel der Themen und Motive. Unter Till Fabian Wesers Stabführung kümmert sich das Jugendsymphonieorchester um die vielen Details der Partitur und lässt so den melodischen Erfindungsreichtum Dvoraks vollends zur Geltung kommen. Vor allem im Schlusssatz gibt es ein Feuer an rhythmischen Drive. Doch schon zuvor im wehmütigen Walzer-Thema des Allegretto grazioso merkt man die phänomenale Detailarbeit, die das Orchester in den zurückliegenden sieben Tagen geleistet hat.
Dirigent Till Fabian Weser leitet das Jugendsymphonieorchester Oberfranken seit 2013, im „Hauptberuf“ spielt er die Trompete bei den Bamberger Symphonikern. Der 52-Jährige bezeichnet das JSO gerne auch als Talentschmiede für junge Musiker aus allen Teilen Oberfrankens und würdigt das herausragende Engagement des Bezirks, das in dieser Form bayernweit einmalig sei. Die Arbeitsphase ging auch in diesem Jahr wieder im Schullandheim von Weißenstadt über die Bühne, die Tutti-Proben samt Generalprobe fanden im Kurhotel von Weißenstadt statt.
Projekt von Haus Marteau
Zum Auftakt in Naila hatte Bürgermeister Frank Stumpf das abwechslungsreiche Repertoire des Konzerts und den hohen Qualitätsstandard des Orchesters gewürdigt. Organisatorin Maria Lindl vom Bezirk Oberfranken stellte das Jugendsymphonieorchester als wichtiges Projekt der Jugendarbeit der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau vor. Ein wichtiges Anliegen des einst weltberühmten Geigers Henri Marteau sei es gewesen, Musik an junge Leute weiterzugeben. Damit werde der Geist Marteaus im Jugendsymphonieorchester spürbar.
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