Pressemitteilungen
Fischerei
| 21. Oktober 2025

Wiederansiedlung des

verschwundenen "Wetterfischs"

200 Schlammpeitzger im Main bei Bamberg ausgesetzt

Drei Männer sitzen in einem kleinen Boot, alle halten einen Käscher in der Hand.
200 Schlammpeitzger wurden in ausgesuchte Biotope und Altwässer des Mains bei Bischberg (Landkreis Bamberg) ausgesetzt. (Foto: Joseph Kröner)

Die Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken bemüht sich im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirk Unterfranken und der Fischerzunft Bischberg (Lkr. Bamberg) weiter um die Wiederansiedlung des Schlammpeitzgers im Main. Der umgangssprachlich auch als „Wetterfisch“ oder „Furzgrundel“ bekannte Fisch, ist in Bayern vom Aussterben bedroht.

In einem neuen Projekt zur Erhaltung der Artenvielfalt im Main wurden nun 200 Schlammpeitzger in ausgesuchte Biotope und Altwässer des Mains bei Bischberg (Landkreis Bamberg) ausgesetzt. „Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Fischartenschutz in Oberfranken“, stellt Bezirkstagspräsident Henry Schramm fest. „Früher war der Schlammpeitzger noch häufig in den Gewässern Nordbayerns zu finden, jetzt ist der Fisch bei uns kaum noch nachweisbar.“  Derzeit ist nur ein kleines Vorkommen im Landkreis Bayreuth bekannt, ergänzt Dr. Thomas Speierl, Fischereifachberater des Bezirks Oberfranken.

Die „Wetterfische“ – so wurden die Schlammpeitzger früher im Volksmund genannt, weil sie zuverlässig 24 Stunden vor einem Wettersturz durch ihr Verhalten darauf aufmerksam gemacht haben - wurden vom Teichwirtschaftlichen Beispielbetrieb des Bezirks Unterfranken in Maidbronn gezüchtet und vom Fischereifachberater Michael Kolahsa aus Unterfranken nach Oberfranken geliefert. Im Vorfeld wurden zwei für Schlammpeitzger geeignete und mit dem Main verbundenen Altwässer ausgesucht. Mit dem Schelch wurden die beiden Biotope im Main gemeinsam angefahren und die in der Roten Liste in der Kategorie 1 „vom Aussterben bedrohten“ Schlammpeitzger entsprechend fachmännisch von der Fischerzunft Bischberg ausgesetzt.

Da der Schlammpeitzger früher auch im Main vertreten war, aber seit Jahrzehnten nicht mehr nachweisbar ist, war die Fischerzunft Bischberg sofort bereit, sich an diesem Wiederansiedlungsprojekt zu beteiligen, so Vorstand Stepan Kröner. Vor allem Gewässerausbau, Trockenlegungen und Begradigungen führten zum Verlust der ursprünglichen Lebensräume des bedrohten Fisches. „Umso wichtiger ist es, die geeigneten Lebensräume für den Schlammpeitzger wiederherzustellen mit entsprechenden Verlandungszonen im Bereich von Altarmen und Altwässern in der Aue, vernetzt durch Grabensysteme“, erklärt Kröner.

Der Schlammpeitzger lebt versteckt und ist entsprechend selten zu sehen. Meldungen von Fischereiberechtigten oder Teichwirten stellen sich zusätzlich in vielen Fällen als Verwechslungen mit der Bachschmerle heraus. Zudem sieht er nicht aus wie ein typischer Fisch: der Körper ist walzenförmig, die Grundfarbe variiert von hellbraun bis gelblich, der dunkelbraune Rücken hebt sich davon etwas ab. Der Schlammpeitzger wird in Oberfranken maximal etwa 20 cm lang. Er ist ein ausgesprochener Grundfisch und lebt in nährstoffreichen, langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit ausreichenden Schlammgrund und reichem Pflanzenwuchs. „Der kleine Fisch besitzt außerdem eine einzigartige Fähigkeit – die Darmatmung, bei der Sauerstoff über die Darmschleimhaut aufgenommen und der „Rest“ über den Darm entlassen wird“, erklärt Fischereifachberater Dr. Thomas Speierl. Der Schlammpeitzger werde deshalb umgangssprachlich auch als „Furzgrundel“ bezeichnet.

Somit hat der Schlammpeitzger in Extremsituationen einen Konkurrenzvorteil und Sauerstoffmangel ist für ihn kein Verbreitungshindernis, so dass er auch in warmen und sauerstoffarmen Gewässern leben kann. Auch ein Trockenfallen der Wohngewässer oder Frost können sie überstehen, in dem sie sich bis zu 70 cm tief in den schlammigen Gewässergrund eingraben. In Oberfranken gelangen in den letzten 10 Jahren bei gezielten Erhebungen keine Nachweise des Schlammpeitzgers mehr. Erst kürzlich wurde im Landkreis Bayreuth wieder ein aktuelles Vorkommen entdeckt. Es wurde vereinbart, dass der Besatz die nächsten zwei Jahre nochmals wiederholt wird. Im Anschluss werde eine Bestandsaufnahme vorgenommen, um zu prüfen, ob sich die vom Aussterben bedrohte Art wieder im Main etabliert hat.

 


We're Social! Follow Us!        Facebook   |     Instagram   |     YouTube

Pressekontakt

Bezirk Oberfranken
Stabsstelle
Öffentlichkeitsarbeit
Cottenbacher Straße 23
95445 Bayreuth

Pressesprecher
Florian Bergmann
Zimmer: VW 104
Telefon: 0921 7846-3003
Fax: 0921 7846-43003
E-Mail-Kontakt
Sicherer E-Mail-Kontakt