Schließen

Schrift vergrößern – so funktioniert's!

Sie möchten die Webseite des Bezirk Oberfranken etwas genauer unter die Lupe nehmen?
Mit der folgenden Anleitung können Sie die Webseite beliebig vergrößern.


Anleitung für Windows User

Um die Schrift zu vergrößern, benutzen Sie bitte die Tastenkombination
Strgund+


Anleitung für Apple User

Um die Schrift zu vergrößern, benutzen Sie bitte die Tastenkombination
cmdund+

Pressemitteilungen
Gesundheit
| 09. April 2025

Aufarbeitung einer

dunklen Vergangenheit

Ausstellung zu Opfern der NS-Zeit am Bezirksklinikum Obermain eröffnet

Fünf Männer und eine Frau stehen vor weißen Tafeln, auf denen mit roter Schrift Texte geschrieben sind. Zu lesen ist unter anderem das Wort "Rassenhygiene".
Im Festsaal des Bezirksklinikums Obermain informiert ab sofort eine Ausstellung über die Morde in Heil- und Pflegeanstalten in der NS-Zeit. (Foto: Florian Bergmann)

Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden im Rahmen der sogenannten T4-Aktion Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen aus Heil- und Pflegeanstalten in Tötungsanstalten verbracht oder durch gezielte Unterversorgung vor Ort dem Tod preisgegeben – aus Kutzenberg betraf dies mehr als 400 Frauen und Männer. Die ersten zehn Opfer waren zudem jüdischer Abstammung – und damit in der Zeit des Nationalsozialismus doppelt stigmatisiert. Ihnen ist nun eine Ausstellung gewidmet. Erarbeitet wurde die Ausstellung, die den Titel „Doppelt stigmatisiert. Jüdische Opfer der NS-Krankenmorde aus Kutzenberg“ trägt von der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberfranken.

Bezirkstagspräsident Henry Schramm eröffnete die Ausstellung am Dienstag. „Wir als Bezirk stehen heute für eine Gesellschaft ein, die sich um die Schwächeren kümmert, für sie da ist und ihnen soweit wie möglich die Chance gibt, aktiv am Leben teilzunehmen. Diese Verantwortung wurde von den Nationalsozialisten nicht wahrgenommen, schlimmer noch: die Schwächsten wurden kaltblütig ermordet.“ Das „Nie-Wieder“, dem Deutschland aufgrund der Schrecken des Nationalsozialismus verpflichtet ist, sei für den Bezirk ein wichtiges Gebot im Hier und Jetzt, so Schramm.

Während aktuell auf dem Gelände des Bezirksklinikums gebaut wird, wird auch die Aufarbeitung der Vergangenheit der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt forciert. Mit der nun vorgestellten Ausstellung sei ein erster Schritt getan, so Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold. „Niemand kann die Verbrechen je ungeschehen machen und diejenigen, die Schuld trugen, sind lange tot“, so Dippold. „Was bleibt, ist die Verantwortung, an die Opfer jenes Mordens zu erinnern und Verantwortung für das eigene Tun“, mahnte er. Die kleine Ausstellung solle nur der Anfang sein für die überfällige Forschung zu Opfern, aber auch zu den Tätern und den Vorgängen in Oberfranken.

Auf 21 Tafeln zeigt die Ausstellung Hintergründe und Informationen zu den schrecklichen Vorgängen ab 1939 auf: Heil- und Pflegeanstalten im vereinigten Regierungsbezirk Ober- und Mittelfranken wurden aufgelöst, die Patienten auf die entsprechenden Einrichtungen in Kutzenberg, Erlangen und Ansbach verteilt. Von Kutzenberg aus wurden im Rahmen der sogenannten T4-Aktion die Menschen busweise in Tötungsanstalten deportiert. Insgesamt wurden so zwischen September 1940 und Juni 1941 mehr als 400 Frauen und Männer aus Kutzenberg systematisch ermordet. Die meisten von ihnen wurden in Schloss Hartheim bei Linz zu Tode gebracht, wo mit einer Gedenktafel an ihr Schicksal erinnert wird. Proteste von Angehörigen und Kirchen stoppten im August 1941 das systematische Töten, doch viele Patienten starben weiterhin durch Mangelversorgung, der sogenannten „Hungerkost“.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Rolle der Heil- und Pflegeanstalten im Rahmen der „T4-Aktion“, insbesondere mit Kutzenberg. Dabei ist ein zweifacher Zugang zum Thema möglich – wie eben auch die jüdischen Patientinnen und Patienten zweifach stigmatisiert waren: Einerseits aus „medizinischer“ Sicht, da bei den Patienten eine psychische Erkrankung diagnostiziert war, die nach nationalsozialistischer Ideologie eine Gefahr für die Volksgesundheit darstellte.

Andererseits aus rassenideologischer Sicht in Hinblick auf vermeintlich minderwertige „Rassen“, was zur Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung führte.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Biographien der zehn Opfer, mit Namen und weiteren Informationen, zumeist aus ihren Patientenakten. Einige Opfer aus Oberfranken, die besser erforscht werden konnten, werden exemplarisch ausführlicher dargestellt. Soweit verfügbar werden auch Fotografien der Opfer, in würdiger Form, gezeigt. Historische Fotografien besonders aus der Anfangszeit der Heil- und Pflegeanstalt Kutzenberg geben zudem Einblick in den Anstaltsalltag. Hinzu kommen Fotografien weiterer relevanter Orte und Abbildungen historischer Dokumente.

Seit dieser Woche ist die Ausstellung „Doppelt stigmatisiert. Jüdische Opfer der NS-Krankenmorde aus Kutzenberg“ im Festsaal des Bezirksklinikums Obermain zu sehen. Es ist die erste Station der mobilen Ausstellung, anschließend sind weitere Standorte in ganz Oberfranken angedacht.

Die Ausstellung kann an folgenden Tagen zwischen 14 und 16 Uhr besichtigt werden: Montag 14. April, Mittwoch 23. April, Montag 12. Mai, Mittwoch 21. Mai, Montag 26. Mai.


We're Social! Follow Us!        Facebook   |     Instagram   |     YouTube

Pressekontakt

Bezirk Oberfranken
Stabsstelle
Öffentlichkeitsarbeit
Cottenbacher Straße 23
95445 Bayreuth

Pressesprecher
Florian Bergmann
Zimmer: VW 104
Telefon: 0921 7846-3003
Fax: 0921 7846-43003
E-Mail-Kontakt
Sicherer E-Mail-Kontakt