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Pressemitteilungen
Kultur
| 08. Oktober 2019

Das Erbe des berühmten Geigers

Henri Marteau

Musikbegegnungsstätte des Bezirks seit 1982 in Lichtenberg

Todestag Marteau
Henri Marteau im Kurpark in Bad Steben 1934 (Foto: Bezirk Oberfranken)

Wer den Ort Lichtenberg im Landkreis Hof in Richtung Lobenstein verlässt, erblickt am Straßenrand den Eingang zu einer imposanten Villa, umgeben von einer großen Parkanlage. Seit 1982 ist das idyllisch gelegene Haus eine Internationale Musikbegegnungsstätte, getragen vom Bezirk Oberfranken.

Erbauen ließ es der seinerzeit weltberühmte Geiger Henri Marteau (1874–1934) in den Jahren 1912/13. Am 4. Oktober 2019 jährte sich sein Todestag zum 85. Mal.

Marteaus außergewöhnliches Talent war schon früh erkennbar. Als Fünfjähriger erhielt der gebürtige Franzose mit deutscher Mutter ersten Unterricht, als Zehnjähriger debütierte er in seiner Heimatstadt Reims vor 2.000 Zuhörern und wurde frenetisch gefeiert. Seine glanzvolle Karriere führte ihn nach Genf, wo er mit nur 26 Jahren Professor am Conservatoire de Musique wurde. Höhepunkt seiner musikalischen und pädagogischen Laufbahn war schließlich die Berufung zum Violinprofessor an der Hochschule für Musik in Berlin im Jahr 1908. Künstlerfreundschaften verbanden ihn unter anderem mit Max Reger, Peter Tschaikowsky und Antonín Dvo?ák. Über 50 Jahre füllte Marteau mit seinem meisterhaften Violinspiel Konzertsäle auf der ganzen Welt – in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten gab der Violinvirtuose mehr als 3.000 Konzerte. 

1911 kam Marteau auf Einladung seines Freundes Georg Hüttner nach Lichtenberg. Hüttner stammte aus Schwarzenbach am Wald und besaß am Burgberg in Lichtenberg ein Ferienhaus. Der damals weltberühmte Geiger Marteau war begeistert von der herrlichen Mittelgebirgslandschaft und schuf sich am Ortsrand an der Lobensteiner Straße einen Sommersitz, der in seinen letzten beiden Lebensjahrzehnten zum ständigen Wohnsitz wurde. 

Denn der Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 wurde zum tragischen Wendepunkt im Leben des weltberühmten Violinvirtuosen: Das von ihm organisierte Deutsche Kammermusikfest am 1. und 2. August in der Lichtenberger Turnhalle wurde wegen der vom Deutschen Kaiser am späten Nachmittag verfügten allgemeinen Mobilmachung abgebrochen. Marteau wurde als französischer Reserveoffizier verhaftet, obwohl er sich wiederholt zur deutschen Kultur bekannt hatte. „Eine monatelange Odyssee durch preußische Gefängnisse und Lager begann, an der Musikhochschule in Berlin wurde das Ende seiner Lehrtätigkeit besiegelt. Zwei Jahre lang wurde Marteau immer wieder interniert, kehrte zwar nach Lichtenberg zurück, stand aber fortan unter Hausarrest und musste sich täglich im Lichtenberger Rathaus melden“, erinnert der Verwaltungsleiter von Haus Marteau, Dr. Ulrich Wirz an die Kriegszeit. 

Marteaus Karriere litt stark, denn als Deutschfranzose war er in Deutschland nationalistischen Anfeindungen ausgesetzt, stand unter Verdacht, ein französischer Spion zu sein. In Frankreich wiederum galt er als Deutscher.

Nach Ende des Krieges wurde die Lichtenberger Villa zum Hauptwohnsitz der Familie Marteau. Bis zu seinem Tod im Jahr 1934 unterrichtete Marteau dort Schüler aus aller Welt. Außerdem hatte er Professuren in Prag, Leipzig und Dresden inne.

Henri Marteau verstarb am Morgen des 4. Oktobers im Alter von 60 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in seiner Villa. Kondolenzschreiben aus aller Welt erreichten Marteaus Witwe Blanche und die Kinder Raymonde, Marcelle, Blanchette und Eugen. Darunter befanden sich Telegramme des vormaligen Kaisers Wilhelm II., König Gustavs von Schweden, König Boris‘ von Bulgarien und des berühmten Dirigenten Hans Knappertsbusch. Etliche Rundfunksender ehrten den Verstorbenen mit Gedenkstunden und sendeten Aufführungen seiner Werke. 

Marteau wurde unter großer Anteilnahme der internationalen Musikwelt im Park seiner Villa beigesetzt. Seine Frau Blanche bewohnte die Villa bis zu ihrem Tod 1977. Der Bezirk Oberfranken erwarb die stattliche Villa samt Interieur 1980 und machte sie zu einer Internationalen Musikbegegnungsstätte, die mit ihrer musealen Atmosphäre ihresgleichen sucht. Jährlich finden dort rund 40 Meisterkurse mit international renommierten Dozenten statt. Junge Künstler aus aller Welt kommen auch zum Internationalen Violinwettbewerb Henri Marteau nach Lichtenberg – im kommenden Jahr findet er vom 26. April bis zum 9. Mai statt.

Der Bezirk unterhält diese hochrangige Kultureinrichtung in alleiniger Trägerschaft. „Für die Region war es wichtig, dass der Bezirk Oberfranken 1980 das Haus des großen Violinisten Henri Marteau gekauft hat. Durch die aktuell laufende Um- und Erweiterungsbaumaßnahme werden wir künftig noch bessere Bedingungen bieten können, um in Haus Marteau ganz im Sinne des Erbauers begabte junge Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt zu unterstützen und zu fördern“, sagt Bezirkstagspräsident Henry Schramm.  

www.haus-marteau.de; www.violinwettbewerb-marteau.de


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Bezirk Oberfranken
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